Du unterschätzt die bestehenden TV-Verträge, Oli. Um als Sport anerkannt zu werden, gelten die bekannten Richtlinien und die öffentlich-rechtlichen Sender achten schon darauf, dass sauberer Sport übertragen wird. Entsprechende Lehren haben die Sender zur Genüge gezogen. Lokale Sender, da gebe ich Dir Recht, sind in ihrer Motivation anders gestrickt. Ich muss als Presseonkel des Verbandes auf beide Dinge achten, also auch darauf, dass wir als Sport ernstgenommen werden.
In diesem Zusammenhang stören mich die immer wieder aufflammenden Bierdiskussionen. Ich habe in meinem Journalistenleben über viele Sportarten berichtet, aber die Forderung nach Alkohol hat nirgends eine Rolle gespielt.
Du fragst, wobei die Masse mitziehen soll.
Mit dieser Antwort bestätigst Du mir die eingekehrte Lethargie. Ich brauche doch als Minigolfverein nicht unbedingt den Verband, wenn ich Mitglieder werben und ihnen ein Breitensportangebot machen will. Ich brauche doch als Vereinsvorstand keinen Verbandsfunktionär, um meinen Verein nach vorne zu bringen. Wer hindert mich denn als Vereinsvorstand, eine Gruppe zu formen und zu motivieren, die sich z.B. 2x die Woche zum lockeren Golfen mit Grill und von mir aus mit Bier trifft?
Unser Sportsystem ist viel zu aufwändig und zu teuer, um nur mit ihm auf Mitgliederfang zu gehen. Vielmehr werden sich in dieses Sportsystem diejenigen Neuen integrieren, die verrückt genug sind (im positiven Sinne), sich das anzutun.
Minigolf ist in Deutschland unglaublich beliebt. Dieses Potential nutzen wir nicht, und weil wir deshalb auf Förderung angewiesen sind, um unseren Spitzensport zu erhalten, verbraten wir 90 % unserer Energie in die falsche Richtung. Wenn wir jetzt in dieser Konstellation eine abrupte Kehrtwendung machen würden, verlören wir u.a. Glaubwürdigkeit, Förderungswürdigkeit und bisher Erreichtes. Wir bräuchten meiner Meinung nach in jedem Landesverband mindestens eine Person, die sich ausschließlich und ernsthaft mit der Ausarbeitung von Breitensportkonzepten beschäftigt. Dazu gehören die Bereiche Schulsport und Betriebssport sowie das Zusammenwirken mit den Gesundheitskassen. Solange wir diese Leute nicht haben und sich also in Richtung mehr Breitensport nicht viel entwickeln kann, treten wir auf der Stelle. Alleine die Absicherung der Förderungswürdigkeit ist eine unglaubliche Kraftanstrengung.
Würden die Vereine von sich aus aktiv werden und vielleicht auch mal innovative, junge Leute in die Vorstandsämter vordringen, könnte sich mittelfristig ein Verband entwickeln, der keine 11000, sondern vielleicht 100000 Mitglieder hat. Wenn dann die oberen 1000 ihre WM und EM spielen und dank Förderung dem Verband weiterhin kein Geld kosten, werden sich die Schatzmeister die Hände reiben.
Und nochmals zurück zum Bier: Wer das will, sollte sich vom Leistungsgedanken verabschieden und auf der Breitensportebene seinen Spass betreiben. Wer nur noch mit Alk spielen kann, betrügt die anderen.
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