Ich stimme Dir teilweise zu, lieber Günter. Andererseits kommt der Breitensport im DMV viel zu kurz. Volle Konzentration auf den Spitzensport. Hierfür gibt´s nicht unerheblich Kohle vom Innenministerium, wobei die Politik gerade an dieser Stellschraube derzeit heftig dreht und die dringend benötigten Zuschüsse als in Zukunft nicht gesichert angesehen werden können.
Unser Verband kann dank schwindender Mitgliederzahlen, von denen übrigens auch andere Sportverbände betroffen sind, von den Mitgliedsbeiträgen alleine den Spitzensport nicht satteln.
Warum kommen neue Mitglieder in die Vereine? Weil sie die Bundesliga so toll finden? Oder aber, weil sie als sonstige Vielspieler als Vereinsmitglieder profitieren? Warum spielen manche Publikumsspieler so oft? Weil sie Spaß haben. Und - ich spreche von eigenen Beobachtungen - sie haben kein Verständnis, wenn irgendwelche Wichtigtuer mit 200 Bällen im Koffer die Bahnen blockieren. Manche staunen sicherlich, aber ganz wenige sehen das als Sport an. Mehr als Geschick. Und: "Bei so vielen Bällen ist das ja auch kein Wunder."
Keine Frage: Unter neuen Mitgliedern wird es auch ehrgeizige geben, die von der Idee, Regionalliga oder gar Bundesliga zu spielen, fasziniert sind. Den meisten jedoch vergeht der Spaß, wenn sie in Mannschaften reingedrängt werden und feststellen, wieviel Zeit und Geld sie investieren müssen, um bei der Musik dabei zu sein.
Spätestens ab 1. Bundesliga hat Minigolf in der Öffentlichkeit ein Glaubwürdigkeitsproblem. Minigolf und Sport - das wirkt für viele lächerlich. Und wenn sie dann noch das abgefahrene Benehmen von manchen Spitzensportlern im Minigolf live mitbekommen, ist es mit der Sympathie für unser Tun vollends vorbei.
Du wirst über die Schiene Spitzensport nicht nur keine Mitglieder locken können, sondern Du wirst weitere Mitglieder verlieren. Neue Leute kommen nur über die Schiene Freizeitspass, Schulen, Seniorensport. Würde ein wie immer sich nennender Verband ganz alleine dieser Chance Rechnung tragen und die bestehenden Ligen in Familienligen umbenennen oder z.B. Deutsche Schulmeisterschaften oder Betriebsmeisterschaften ausrichten, würden die Mitglieder strömen. Auf staatliche Unterstützung müßtest Du ebenfalls nicht verzichten, weil der Staat auch hierfür Mittel bereithält.
Eine Abtrennung des Spitzensports hätte den weiteren Vorteil, dass das für den Breitensport zuständige Präsidium sich ausschließlich auf die eigenen Belange konzentrieren könnte.
Wenn Du beide Schienen bedienen willst, bleiben die Bemühungen für den Breitensport Lippenbekenntnisse, weil das DMV-Präsidium in erster Linie Spitzensport orientiert ist, die immer größer werdenden Fußfesseln im Verband umsetzen muß, um weiter förderungswürdig zu bleiben. Wenn ich alleine an die Umsetzung der Dopingrichtlinien denke, würde ich mir wünschen, dass eine solche Power in den Breitensport eingebracht worden wäre.
Ich habe diese Theorie auch schon als Dein Präsidiumskollege vertreten, mußte allerdings sowohl dem Leistungssport als auch dem Breitensport Rechnung tragen.
Mit dem Abstand von knapp 3 Jahren sehe ich die Dinge heute weniger emotional, dafür realistischer, weil ich die rosarote Minigolfbrille nicht mehr aufhabe.
Ich überlasse es einem jeden selbst, die Mitgliederzahlen zu analysieren und zu werten, um sich auszurechnen, wie lange das noch weitergehen kann. Oder, um es mal ganz plump zu sagen, wann der letzte das Licht aus macht.
Das ist überhaupt nicht bösartig gemeint jetzt, denn dafür habe ich zu viel Hochachtung vor jedem, der sich in den Verbänden und Vereinen idealistisch einbringt. Aber es muss ganz einfach erlaubt sein, darüber mal nachzudenken.
Ich spanne nun den Bogen zum eigentlichen Thema und komme auf eine Bemerkung von Dir zurück, lieber Günter:
Zitat:
In diesem Thread geht es um ein Turnier für 64 Spieler/innen, von denen wahrscheinlich 50 ohnehin nicht an irgendeinem Pokalturnier teilnehmen würden.
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Ich erinnere mich noch an die Zeiten, als die Startgebühren für die Pokalturniere ein bedeutsamer Wirtschaftsfaktor für die Vereine waren. Ich rede von Turnieren von 200 und mehr Teilnehmern. Sportlich sicherlich ein Muster ohne Wert, jedoch ein Heidenspaß für alle und ein gesellschaftliches Miteinander, wie es heute auf Minigolfplätzen kaum noch vorzufinden ist. Entscheidungsträger sind in ihrer Denke mittlerweile schon soweit, dass sie, wie Du, die 50, die ohnehin nicht zu Pokalturnieren kommen, gedanklich abhaken.
Diese Denkweise halte ich für gefährlich und nicht weiterbringend. Vielmehr müßte der DMV die Vereine stärken, z.B. deren Pokalturniere zu Pflichtveranstaltungen machen.