Einzelnen Beitrag anzeigen
  #15  
Alt 22.04.2013, 14:15
Benutzerbild von wate
wate wate ist offline
Mensch
 
Registriert seit: 20.11.2006
Ort: Kiel
Beiträge: 15.308
Standard

@ ReDiMa

Was die Angelegenheit so problematisch macht und weshalb darüber so kontrovers diskutiert wird, liegt in der Person Uli Hoeneß begründet. Nationalspieler, Weltmeister, überlebter Flugzeugabsturz, Wurstfabrikant und grandioser Manager und Präsident des FC Bayern. Vom Rebell zur moralischen und akzeptierten Instanz, der auch mal die Politiker ins Visier seiner Attacken nahm. Vom Revoluzzer zum Gutmenschen und Wohltuer.

Aber stimmt das eigentlich so?

Ist es nicht so, dass Uli Hoeneß ein extrem widersprüchlicher Mensch ist? Ich erinnere mich noch an seinen Auftritt bei Günther Jauch Ende letzten Jahres, als er zum Thema Steuern schwadronierte, die Steuerflüchtlinge anprangerte und von sich selbst behauptete, er zahle "volle Steuern". Der gleiche Mensch, der kürzlich verlauten ließ, er wolle in einem Krisengipfel mit Dortmunds Vorstand Watzke Vorsorgemaßnahmen diskutieren und einleiten, dass es in der Bundesliga keine spanischen Verhältnisse gebe, wenn der Meistertitel nur zwischen Real und Barca ausgetragen wird und die anderen Vereine die Bachgasse runtergehen. Derselbe Hoeneß, der jahrzehntelang die Bundesliga leergekauft hat, den gegnerischen Mannschaften die Topleute weggelotst hat, damit sich neben Bayern München auf Dauer nichts anderes etablieren konnte. Hoeneß selbst hat diese Entwicklung eingeleitet, und nun will er sich als Messias und Retter der Bundesliga feiern lassen.

Warum das so polarisiert, will ich Dir an einem Beispiel erklären. Schau Dir Deinen MGC Mannheim an - eine aufstrebende Herrenmannschaft mit hohen Minigolfzielen. Jetzt käme jemand vorbei, der Euch Walter & Harald Erlbruch als neue Spieler auf dem Silbertablett servieren würde. Derjenige wäre für Euch der Größte, für den Rest der Liga und speziell für die abgebende Mannschaft eher nicht. Für Dich ist Hoeneß der Messias, für andere der A.... (sorry).

Für viele ist Hoeneß das Schreckgespenst der Liga, einer, der dann ab und zu durchsickern läßt, was er an sozialem Engagement alles auf die Beine gestellt hat, um im Alter bitte die allgemeine gnade zu erfahren.

Tja, und nun reitet er Attacke gegen die "Münchner Abendzeitung", weil die von "mehreren hundert Millionen Euro" in der Schweiz geschrieben hatte. Das kommt diese bösen Reakteure teuer zu stehen! Jawoll! Hoeneß ist so verblendet in seinem Tun, dass er jetzt meint, mit vielleicht nur 20 Millionen am deutschen Fiskus vorbei sei er in Wirklichkeit ein Wohltäter.

Warum hat die Staatsanwaltschaft kürzlich seine Hütte am Tegernsee auf den Kopf gestellt? Ein durchaus unübliches Verfahren gegen einen "Steuersünder", der sich per Selbstanzeige vor Strafe schützen wollte. Ganz offensichtlich steckt mehr hinter dem "Fall Hoeneß" und der Staatsanwaltschaft reichten die Angaben von Hoeneß nicht aus.

Jetzt wird es eng für den Noch-Bayern-Präsidenten. Die Selbstanzeige schützt ihn nur, wenn sie beizeiten und vollständig korrekt gemacht wurde. Die Staatsanwaltschaft bezweifelt das. Kam die Anzeige zu spät, gibt´s keine Strafmilderung. Ab 1 Million Schwarzgeld gibt es Gefängnisstrafen ohne Bewährung. Für Hoeneß geht´s um die Wurst jetzt.

Und morgen abend, lieber René, drücken wir beide dem FC Bayern gegen Barcelona die Daumen.