Minigolf und Emotionen ist eine Sache für sich. Zum einen verstehe ich jeden Sportler oder Spieler, der Emotionen zeigt, wenn ihm etwas gelingt, was er sich im Training erarbeitet hat, dazu gehört das Ass genauso wie die Erringung eines Titels. Zum andern gibt es Minigolfer, die aus der Wäsche fahren, wenn sich ihnen in ihrer Konzentrationsphase jemand nähert, z.B. andere Spieler, Zuschauer, Fotografen. Beim Darten hat man das Problem gelöst: Gaudi ist in den Zuschauerrängen erwünscht, und trotzdem werfen die Cracks ihre 180. Undenkbar für Minigolf? Beim Snooker verhält es sich völlig anders. Da gibt´s mächtig Ärger, wenn auf den Zuschauerrängen das Handy klingelt oder sich jemand erdreistet, einen Spieler anzufeuern. Das wiederum hat mit der Herkunft beider Sportarten zu tun. Darts kommt aus der Kneipe, Snooker eher aus feinen Kreisen.
Minigolf stellt etwas ganz Besonderes dar. Es ist ein Spiel, das von 4-95 möglich ist. Kinderleicht also - in den Augen der Öffentlichkeit. Insofern werden die Urschreie beim Ass im Turnier von Außenstehenden eher als lächerlich empfunden. Minigolf, ein Familienspaß und Kinderspiel plötzlich Spitzensport. Diese Wahrnehmung paßt nicht zusammen, zumal das Wort "Mini" ja schon im Namen steht. Außerdem kommen zum Minigolf keine Zuschauer, es sei denn, man prügelt sie dorthin.
Ich habe als Pressemensch des Verbandes selbst versucht, an den Stellschrauben zu drehen und habe Vorstöße in Bereiche ermöglicht, die zuvor nicht möglich schienen. Ich bin nach einigen Jahren Abstand der Meinung, dass Minigolf ein ganz tolles Spiel ist und wir ganz supertolle Minigolfer haben, aber dass Minigolf nur über den Freizeit-/Familiengedanken Zuwächse in Vereinen generieren kann. Ich stehe trotzdem dazu, dass auch ich versucht habe, Minigolf in der Sportlandschaft zu platzieren und stelle mir heute noch die Frage, was eventuell möglich gewesen wäre, hätten die Vereine den Ball aufgenommen.
Wenn ich heute Bilder von kreischenden Kids sehe, deren Gesichtszüge nach dem Ass am Vulkan regelrecht entgleisen, dann kriege ich Schuppenflechte und ich sehe mit dem anderen Auge die Vorbilder, die es nachzuäffen gilt.
Hier sehe ich die Jugendbetreuer in der Pflicht und in erster Linie die nationalen und internationalen Verbände, die ihre Ausrichtung gründlich überdenken sollten.
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