Da ich mal wieder die Muse gefunden habe, mich an meinen Computer zu begeben, gebe ich gerne meinen Senf...äähh...Wissen und Erfahrung zum bisher Geschriebenen dazu.
@cash
Du hattest geschrieben:
Er soll zwar das Spiel des anderen beobachten, aber es steht nirgendwo geschrieben, dass man seinen Mitspieler auf Fehler hinweisen muss.
Dazu fällt mir folgender Regeltext ein:
Internationale Spielregeln 8. Schlag / Ball im Spiel
(20) Ein Spieler ist darauf aufmerksam zu machen, wenn er in einer Weise spielen möchte, die einen Verstoß gegen die Regeln bedeuten würde (z.B. falsche Position des Balles oder Schlägers usw.).
Diese Regelung steht zwar spezifisch unter dieser Rubrik, aber für mich sollte diese Aussage eigentlich ein elementarer Grundsatz für unsere Sportart sein:
Nicht nur die Schiedsrichter sollen sich im Regelwerk auskennen, sondern auch die Spieler/innen!
Wenn auch nicht unbedingt so spezifisch wie die Schiris, aber auf jeden Fall sollten alle Vereinsspieler/innen eine gewisse Regelkenntnis haben, bevor sie auf die Menschheit....äähh....Anlage zu einem Turnier losgelassen werden.
(Da kommt wieder die pauschale Forderung nach einer Turniertauglichkeit zum Vorschein.)
Daher ist es auch förderhaft, wenn jeder Verein über lizenzierte Mitglieder (egal ob Schiri, Turnierleiter/in oder Trainer/in) verfügt, deren Wissensstand regelmäßig aktualisiert wird, um dieses Wissen an die Vereine weiter zu geben.
@CSS
Erst einmal meinen Dank an Dich, dass du mich für einen erfahrenen Schiedsrichter hälst.
Ich schliesse mich der allgemeinen Meinung an, dass laut Regelwerk der betreffende Spieler zurück an Bahn 15 geht, diese regulär von der Spielgruppe gespielt wird, und danach der betreffende Spieler die Bahn 16 mit Schlag 2 vom Abschlag nochmals spielt.
Das ist auch die Regelauslegung von meiner Seite aus, wenn ich nach dem Regelwerk handeln will.
Jetzt bin ich aber jemand, der aus Erfahrung weiss, dass die Menschheit nicht fehlerfrei in ihrem Handeln ist. Ich mutmaße im betreffenden Fall einfach, dass gewisse Umstände dazu geführt haben, dass dieser Vorfall passierte, denn ich glaube nicht, dass der betreffende Spieler absichtlich die Bahn 15 überspringen wollte. (Auch wenn viele Spieler gerade diese Bahn gerne überspringen würden.)
Wenn derjenige im Geiste schon an der Bahn 16 war, weil er dort seine Balltasche auf eine Bank hingestellt hat und nicht in direkter Nähe an der Bahn 15, oder weil er die Bahn 15 in seiner Vorstellung schon gespielt hat, oder noch an die Schläge der vorherigen Runden an dieser Bahn dachte ud deswegen diese schon als absolviert vermerkte, und sein Mitspieler seine Tasche woanders hinstellte und deswegen gar nicht mitbekommen hat, dass der Andere sich an die Bahn 16 begibt und dort schon schlägt, dann ist dieses eine geistige Schussligkeit, welche jedem mal passieren kann oder auch schon passiert ist.
Vielleicht liegt die Bahn 16 auch näher an Bahn 14 als die Bahn 15, und deswegen ist dieser geistige Aussetzer passiert.
Es gibt viele Gründe, warum dieses passiert sein kann.
Jetzt eine Entscheidung meinerseits zu solch einem Vorfall aus der Praxis:
Auf einer Beton-Anlage, welche als Turnieranlage noch sehr jungfräulich war, liegen die Bahn 6 und Bahn 8 nah beisammen und die Bahn 7 (Weitschlag) hinter der Bahn 5. Da hat die Spielgruppe mal eben den kurzen Weg genommen und die Bahn 8 dem Weitschlag unbewußt vorgezogen.
Ich weiss jetzt nicht mehr, ab welchen Spieler der Fehler bemerkt wurde, oder ob sogar die komplette Spielgruppe die Bahn absolviert hatte und dann erst realisierte, dass ja da noch der Weitschlag sich befindet.
Auf jeden Fall handelte ich als spielfreier Oberschiedsrichter so:
Bahn 8 wurde von der Spielgruppe fertiggespielt bzw. normal gewertet, und dann spielte die Gruppe die Bahn 7 durch und gingen danach zur Bahn 9 weiter.
Jeder der Turnierteilnehmer konnte diesen Fehler nachvollziehen, und niemand legte Einspruch ein gegen diese Entscheidung.
Anderes Beispiel:
Auf einer anderen Anlage in Berlin, welche MOS-Bahnen aus Beton aufweist und die Bahnen deswegen nicht in der bekannten Reihenfolge für Minigolf-Anlagen liegen, kann es auch schnell mal passieren, dass man anstatt Bahn 8 die Bahn 9 spielt, weil diese beiden Bahnen nebeneinander liegen, und der Pudding dort eben Bahn 9 ist und nicht wie sonst Bahn 8!
Noch ein Beispiel aus eigener Erfahrung:
Bei einem Turnier in Österreich hat meine Spielgruppe die vorherige Spielgruppe unbewußt überholt bzw. deren Bahn gespielt, weil diese Gruppe sich auf eine Bank gesetzt hatte und noch warten wollte, bis ihre Vorgruppe an der nächsten Bahn fertig war.
Für uns sah es so aus, dass die Bahn frei war. Erst als unsere Gruppe die Bahn fertig gespielt hatte, wurden wir über den richtigen Sachverhalt aufgeklärt. Aber es gab deswegen keine negativen Auswirkungen für uns, denn bei diesem Turnier spielen die Leute noch mit Spaß am Sport.
Ich sage als Landeslehrwart bei meinen Lehrgängen immer, dass man Fingerspitzengefühl fürs Regelwerk entwickeln sollte, insbesondere bei unterschiedlichen Auslegungen desselbigen.
In der Praxis entwickeln sich eben Vorkommnisse, welche nicht eindeutig gehandhabt werden können ... oder sollten. Bevor aber wild mit Strafpunkten oder Ermahnungen um sich geschmissen wird, sollten die betreffenden Personen sich erst einmal sachkundig machen und daran denken, dass wir kein Geld für die Ausübung unserer Sportart bekommen, sondern wir sie mitfinanzieren müssen und im Grunde aus Zuneigung zu dieser Sportart uns auf einer Anlage an einem arbeitsfreien Wochenende befinden.
Also: Wollt Ihr mit dem Finger auf jemanden zeigen, der einen ungewollten Fehler gemacht hat, oder wollt Ihr demjenigen helfen?